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In diesem Haus in der ehemaligen „Hundsgasse“ wurde der berühmteste Sohn des Marktes, Alois Schlögl, am 4. April 1893 geboren. Sein Vater Georg Schlögl betrieb eine kleine Schusterwerkstatt, die Mutter Cäcilie kümmerte sich um den Haushalt und half in der bescheidenen Landwirtschaft mit.
Als kleiner Bub musste er miterleben, wie seine Mutter neun Kinder gebar, die alle entweder Tot- oder Frühgeburten waren bzw. bald nach der Geburt starben. Erst mit der Geburt seiner Schwestern Franziska und Cäcilie wurde die Familie größer.
Dem jungen Ortspfarrer Adam Preis fiel die Begabung der Volksschülers Alois Schlögl auf. Auf sein hartnäckiges Betreiben hin wurde der Schüler als 11jähriger, unterstützt mit einem Stipendium, auf das Humanistische Gymnasium (das heutige Leopoldinum) nach Passau geschickt und trat 1905 in die 2. Klasse ein.
Nach bestandenem Abitur 1913 wechselte Alois Schlögl für zwei Semester an die Philosophische Fakultät der Theologischen Hochschule (Lyzenium) Passau. Nach dem Sommersemester kam der Erste Weltkrieg dazwischen, das Studium musste jäh unterbrochen werden. Vom 1. Dezember 1914 bis 1915 leistete er seinen Militärdienst in Ingolstadt ab und entschied sich dann als 21jähriger für die freiwillige Teilnahme am Ersten Weltkrieg. Er diente im 5. Bayerischen Fußartillerie-Regiment und wurde 1917 zum Leutnant der Reserve befördert.
Am 18. Dezember 1918 wurde er als Leutnant unversehrt in seinen Heimatort Pleinting entlassen und konnte in München sein Studium wieder aufnehmen. Im kurzen Kriegsnotsemester 1919 ab 4. Februar 1919 und im darauffolgenden Sommersemester studierte Alois Schlögl an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) das Fach Philosoph. Nach Unruhen und der kurzzeitigen Schließung der LMU sah sich Alois Schlögl veranlasst, den Studienort zu wechseln.
Alois Schlögl setzte sein Studium ab Winterseminester 1919 bis Juli 1920 an der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen in den Fächern Altphilologie, Volkswirtschaft und Rechtswissenschaften fort. Bereits im Sommersemester 1920 legte er eine Kurzfassung seiner Dissertation mit dem Titel „Die ländliche Siedlung und der Krieg“ vor. Daraufhin wurde ihm „mit Rücksicht auf die durch den Krieg hervorgerufenen besonderen Verhältnisse“ das vorzeitige Recht zur Führung des akademischen Titels Dr. rer. pol. erteilt. Die Arbeit wurde mit der Note „cum laude“ bewertet, nach heutigem Standard die drittbeste Bewertung einer Doktorarbeit.
Nach dem Studium war Schlögl kurze Zeit als Redakteur in Nürnberg tätig, kam dort mit dem Gründer der Christlichen Bauernvereine, Dr. Georg Heim, in Kontakt und erhielt 1921 seine erste feste Anstellung als Geschäftsführer des Christlichen Bauernvereins Passau. 1925 wurde der nun schon bekannte Wirtschaftspolitiker zum Direktor des Niederbayerischen Bauernvereins befördert und übersiedelte von Passau nach Landshut.
1932 zog Alois Schlögl erstmalig als Abgeordneter für die Bayerische Volkspartei in den Landtag ein. Bereits ein Jahr später beendete die Machtübernahme der Nationalsozialisten vorläufig seine politische Laufbahn. Seine Familie wurde von den Nazis verfolgt und er 1933 von SS-Schergen schwer misshandelt.
Unmittelbar nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft gründete er mit zahlreichen Freunden 1945 den Bayerischen Bauernverband, dessen interimsmäßiger Generalsekretär er wurde. Er hob den Bayerischen Landwirtschaftsverlag aus der Taufe und übernahm die Herausgabe des Landwirtschaftlichen Wochenblattes.
Als Mitbegründer der CSU und Mitgestalter der Bayerischen Verfassung machte Schlögl ab 1945 auf sich aufmerksam. Folgerichtig wurde er bereits 1946 wieder in den Bayerischen Landtags gewählt. Am 26. Februar 1948 berief ihn der Bayerische Ministerpräsident an die Spitze des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, das er bis 1954 leitet.
Besonders verdient machte sich der Staatsmann und Politiker Dr. Alois Schlögl um den flächendeckenden Ausbau der Landwirtschaftsschulen, um eine zukunftsorientierte Agrargesetzgebung und praktische Ausbildung in der Landwirtschaft.
Dr. Alois Schlögl starb am 27. September 1957 in München im Alter von erst 64 Jahren. 1960 wurde ihm posthum von seiner Heimatgemeinde Pleinting die Ehrenbürgerschaft verliehen und die frühere Hundsgasse nach ihm benannt.

Rudolf Drasch

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Dr. Alois Schlögl mit seiner Ehefrau Josefine (*21.3.1896 †6.10.1987) ꟾ Elisabeth Schlögl

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