Wegen fehlender Quellen ist auch von der Brauerei Nr. 87 kein genaues Entstehungsdatum bekannt. Aus den Kirchenbüchern kann die Brautradition bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurückverfolgt werden. Als erster „bierpreu“ bzw. „braxador“ ist ein Andreas Staindl überliefert. Es folgte ein reger Eigentümerwechsel, meist durch Verheiratung oder Vererbung bedingt. Durch Einheirat kam 1860 der Brauer Josef Oswald aus Aibling auf das Anwesen, wovon heute noch eine Tafel über dem Eingang des Gasthauses zeugt.
In der Folgezeit kamen Söhne aus den Brauereidynastien Trost von Osterhofen und Herndl von Rotthalmünster durch Einheirat auf das Pleintinger Anwesen. Mit Dr. Anton Archauer war sogar einmal ein praktizierender Arzt Eigentümer des Brauereianwesens.
Heraus sticht der Brauer Josef Randlkofer, ein Bruder von Anton Randlkofer, einem direkten Vorfahren der Firma Dallmayr KG in München. Die Gründung des Schäffler-Komitees erfolgte im Herbst 1880 in seinen Brauereigasthof. Als Feuerwehrkommandant schuf er die organisatorische Basis für die erste Aufführung des Schäfflertanzes, dessen Tradition bis heute fortgeführt wird.
Wieder war es eine Zwangsversteigerung der Brauerei samt 60 Tagwerk Grund, die den Münchner Immobilienspekulant Isaak Öttinger 1890 zum Eigentümer machte. Dieser ließ das gesamte Anwesen abtrümmern, und nach einer kurzen Verpachtung wurde die Brauerei wieder veräußert.
1895 haben dann Heinrich und Katharina Baumgartner aus Schwarzach, Landkreis Straubing-Bogen kommend, die Braustätte samt Ökonomie und Gasthaus durch Tausch erworben. Im Jahr 1913 wurde die Brautätigkeit eingestellt, das Bier wurde fortan von der Innstadtbrauerei Passau (heute Brauerei Hacklberg) bezogen. Heinrich Baumgartner übergab 1905 an seinen Sohn Heinrich, der ebenfalls den Brauerberuf erlernt hatte.
Ab 1949 folgte bis 1996 Johann Baumgartner als Eigentümer. Jetzt bewirtschaften Ernst Petraschka, der Ehemann der 2021 verstorbenen Johanna, geb. Baumgartner, mit den beiden Töchtern Andrea und Johanna die Traditionswirtschaft an der Hauptstraße von Pleinting in fünfter Generation.
In Pleinting lassen sich an Hand des Urkatasterplanes teilweise noch gut erhaltene Kelleranlagen den Brauereien zuordnen. Die Sommerkeller wurden auf einem hochwasserfreien Terrain in die steile Donauterrasse gegraben, wo den Sommer über das Bier gelagert und auch an Ort und Stelle ausgeschenkt wurde.
Auch zur Brauerei Baumgartner gehörte ein Sommerkeller an der „Alten Straße“, der heute noch gut erhalten ist. Darüber wurde eine Kellerwirtschaft mit Kegelbahn betrieben, die in den Sommermonaten mit zahlreichen Veranstaltungen ein beliebter Treffunkt für Jung und Alt war. Der Baumgartner-Sommerkeller wurde noch bis in die 1960er Jahre als Gastwirtschaft genutzt.

fam baumgartner 

Heinrich und Katharina Baumgartner mit ihren Kindern Maria, Heinrich und Anna ꟾ Johanna Petraschka

über die gasse 

Ein kleiner Bub holt vom Baumgartner Bräu „über die Gasse“ Bier in einer Kanne ab ꟾ Johanna Petraschka